7/12/2019

Portrait eines Attentäters - Buchbesprechung

Am Donnerstag auf der Besprechung des Buches von Thomas Karlauf gab es unerwartet viele Gäste. Ich muss gestehen, dass ich nicht mit einer so großen Anzahl und einer solch spannenden Diskussionsrunde gerechnet hatte. Auf dem Podium saßen T.Karlauf, Wolfgang Schneiderhan, Franziska Augstein und Herr Christofer Dove. Dabei waren sowohl Frau Augstein, Journalistin für die Süddeutsche und damit für mich eine Vertreterin der kritischen deutschen Presselandschaft als auch Herr Dove, beide auch noch außen sitzend tatsächlich außen vor. Sowohl Wolfgang Schneiderhan als auch Thomas Karlauf waren für mich Repräsentanten elitärer Zirkel mit ihren ganz eigenen Codes. Mir wurde im Laufe des Abends klar, dass mich der Habitus dieser Männer an die Malerfürsten und ihre Studenten erinnerte. Studenten und nicht StudentInnen.

Mit erhöhter Neugierde verfolgte ich daher dem Verlauf des Gespräches nicht nur aus der Sicht einer Person, die Interessenten im Laufe eines Museumsbesuches etwas über Stauffenberg vermittteln soll, sondern auch als ehemalige Kunststudentin. Inwieweit spielte Georges Einfluss eine Rolle beim Attentat?
Das Unverständnis von Seiten Franziska Augsteins gegenüber dem Begriff "Ethos der Tat", "Verse!", ihre Haltung, die in etwa so klang: "Wie können die denn wohl im Zusammenhang mit den Motiven eines Attentats gebracht werden!?",  riefen bei mir dann überraschender Weise eine Ungeduld hervor, die sich in einem akuten Drang nach Sprechen äußerte. Allerdings war ich dann so besonnen, oder unentschlossen ?, mich doch zurückzuhalten.
Meine sofortigen Assoziationen dazu waren unter anderem die Schilderungen Stefan Zweigs in "DieWelt von gestern", in der sich mit anderen Pennälern zu geistigen Höchstleistungen antreibt. Verse sind ihre lebensfüllende Leidenschaft, sie machen sie zu anderen Menschen.Alles andere, der Alltag, Essen, Schule verblasst, wird unwichtig. Verse erheben sie über allen, was Leben ausmacht. Es macht sie überhaupt zu "Leben". Also ein wesentliches Element in der Entwicklung der Ich-Identität. Schade, dass Frau Augstein so eine schlechte Figur gemacht hat.
Ihr schien wohl nicht klar zu sein, dass "Aristocracie" für Stauffenberg gleichbedeutend war mit der Tatsache Diener des Staates zu sein, mit Leib und Seele und sich dadurch von dem abzuheben, was als Masse bezeichnet wird.
Neben dem harten Soldatenethos und seiner Herkunft waren gerade die Dichtung und der Kreis um George wesentliches Bestandteil eines Systems, dem die Abgrenzung immanent war.

Was den Beitrag von Graf Vitzthum betrifft, seine Meldung als Jurist wohlgemerkt, interessant sein Hinweis auf den Unterschied zwischen Moral und Recht. Hart ausgeblendet, dass Karlauf überhaupt nicht als Jurist an die Sache herangegangen war. Daher war die Bemerkung über die Erstsemestler - überflüssig. Tue ich mich schwer mit Bertholds Stellungnahme in der Zeitschrift für ausländisches öffentliches Recht und Völkerrecht"? Mit dem Argument der "Reinheit der Nation"? "Die Entziehung der Staatsangehörigkeit um der Reinheit der Nation willen lässt sich ohne weiteres begreifen." Also doch der Volkskörper, Einschluss durch Ausschluss. Interessant, dass die aus juristischer Sicht einwandfrei ist.Von Völkerrechtler zu Völkerrechtler. Also ein weiteres Feld, dass unerschlossen ist.

Ich schließe mich Karlauf an. "Der Sockel, auf den er gehört." Wie sollte man sonst historisch-politische Bildungsarbeit betreiben? Verklärung statt Aufklärung? Die Tat war außergewöhnlich und einmalig. Aber die Hintergründe sind doch viel spannender, wenn sie nüchtern beleuchtet werden.
Kein Caravaggio bitte, auch wenn es noch so sehr Theaterstimmung macht! Ich mag auch Schlagschatten und harte Kontraste. Aber in einer Bildungsinstitution wie einem Musem finde ich diese Besäuselung doch etwas peinlich. Daher ist der momentane Abschied auf den Fokus Familie und Musenbildung, siehe Momente-Heft dann doch angemessen. Vielleicht wird die Ausstellung dann auch für diejenigen Leute interessant, die sich auch für Widersprüche interessieren.
Momentan schade, dass der 20. Juli überhaupt die falschen Leute interessiert. Ich befürchte, es wird sich nicht ändern. Wie war das nochmal? Momentan ist der Klimawandel interessanter.




















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